Projekttouren
Dreimal jährlich - im März, Juni und Oktober - finden in den Orten Tsnori und Gurjaani jeweils einwöchige Projekttouren statt. Seit März 2018 konnten bereits 12 erfolgreiche Touren durchgeführt werden, mit Workshops und Kursen in unterschiedlichsten Themen für die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern, Abschlussfesten und Stadtfestivals, Hausbesuchen und Anpassung von Hilfsmitteln.
Hier finden Sie die jeweiligen Tourberichte
März 2018 – 1. Tour
Juni 2018 – 2. Tour Okt 2018 – 3. Tour März 2019 – 4. Tour
Juni 2019 – 5. Tour Okt 2019 – 6. Tour |
März 2021 – 9. Tour
Juni 2021 – 10. Tour Okt 2021 – 11. Tour |
März 2022 – 12. Tour
Juni 2022 (coming soon) Okt 2020 |
Eine Projekttour
Der Verlauf des Projekts ist erstaunlich. Die Teilnehmer:innenzahl an den Kursen nimmt konstant zu, die Netzwerke in Tsnori und Gurjaani werden grösser und stärker. Durch das langjährige und regelmässige Engagement schöpfen die Menschen vor Ort Vertrauen in MTE als zuverlässigen Partner. Viele Mütter haben sich seit Beginn des Projekts verändert. Sie haben ein anderes Auftreten und eine andere Ausstrahlung. Sie haben mehr Energie, Mut und Hoffnung. Viele davon sind aktiver geworden und beginnen, für die Rechte ihres Kindes und anderer Kinder mit Behinderung zu kämpfen. Die Projektorganisation von MTE ist seit 2020 stark geprägt von der anhaltend unsicheren Corona-Lage, den Reise- und Versammlungsbeschränkungen und der daraus resultierenden räumlichen Distanz zwischen der schweizerischen und der georgischen Projektleitung. Die Kommunikation über virtuelle Kanäle ist herausfordernd und akzentuiert Unterschiede in Arbeitsweisen und Arbeitsstrukturen. Einige der geplanten Touren mussten abgesagt oder verkürzt werden. Gleichzeitig ist diese Situation auch eine Chance für die lokalen Projektleitungen und die Elterngruppen, mehr Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen – und diese Chance wurde genutzt: Die Elterngruppen sind dynamischer und zeigen deutlich mehr Eigeninitiative.
Kunstateliers für Jugendliche
Für die behinderten Kinder und junge Erwachsene, ihre Geschwister und weitere Kinder aus dem Dorf finden während den Touren inklusive Kunst- und Kulturateliers statt. Alle bisherigen Kunstworkshops haben gezeigt, dass Kunst ein wunderbarer Zugang zum Menschen und gerade zum Menschen mit Behinderung ist. Die Kunst will nicht verändern, ist nicht zielgerichtet und fordernd – sie gibt Raum und ermutigt, über vermeintliche Grenzen hinauszugehen. Es ist für die Teilnehmenden eine neue Erfahrung und ein neuer Raum, den sie sofort betreten. Die Eltern erleben, dass sich ihre Kinder im neuen Umfeld anders – normaler – verhalten und Talente zeigen, die ihnen nicht bekannt waren. Bisher wurden unter anderem Kurse in Keramik, Illustration, Kochen, Fotografie, Musik und Puppentheater von Künstler:innen aus Tiflis und Basel angeboten. Ausserdem wurden auch schon einige Spiel- und Bastelkurse für die Kinder und ihre Eltern gemeinsam organisiert. Die Eltern und ihre Kinder haben dabei viele Ideen erhalten, wie man unterschiedlichste Dinge herstellen und verkaufen kann, die ein kleines Einkommen für die Gruppen generieren. In Tsnori nehmen seit Beginn des Projekts immer wieder junge Erwachsene an den Workshops teil. In Zukunft soll ihnen und ihren Interessen und Fähigkeiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Inhalte der Kunstateliers sollen den Kindern und jungen Erwachsenen neue Erfahrungen vermitteln.
Workshops und Sprechstunden für Eltern
Seit Beginn des Projekts wurden zahlreiche Kurse und Workshops angeboten in sehr unterschiedlichen Bereichen: Beschäftigungstherapie, auffälliges Verhalten, Sexualität, Inklusion, Kontakt mit Behörden, etc. aber auch aufbauende Kurse im Thema häusliche Krankenpflege. Bei sehr komplexen und auch persönlichen Themen wie beispielsweise der häuslichen Krankenpflege funktioniert das Format des Workshops nicht bei allen Menschen gleich gut, weshalb seit 2020 verstärkt ein Fokus auf Hausbesuche und in-house trainings und persönliche Beratungen (siehe auch S. 6) in verschiedenen Bereichen gelegt wird. Während der Tour im März 2020 bot eine Physiotherapeutin in einer pop-up Praxis individuelle Sprechstunden für Familien an, untersuchte die behinderten Kinder vor Ort und zeigte ihnen praktische Übungen für zuhause. Ähnliche Angebote im Sprechstunden-Format sind auch geplant für psychologische Beratungen der Eltern und zum Umgang mit auffälligem Verhalten der Kinder.
Elterngruppen
Ziel der Workshops für die Eltern ist es, ihnen einfaches, praktisches Fachwissen zu vermitteln und sie zu ermutigen, mit weiteren betroffenen Eltern in Kontakt zu kommen und starke Netzwerke aufzubauen. Während eines Workshops im Oktober 2018 wurden in Tsnori und Gurjaani zwei Elternvereine gegründet, die von betroffenen Müttern geleitet werden. Es ist für die Eltern, besonders Mütter, nicht einfach, neben den vielfältigen Verpflichtungen und Belastungen in ihrem Alltag noch Zeit für Sitzungen und gemeinsame Aktivitäten zu finden. Die Gruppe in Tsnori verfolgt das Ziel, ein Tageszentrum für behinderte Kinder und Jugendliche zu eröffnen. Hauptziel der Elternvereinigung in Gurjaani ist es, ein Informationszentrum rund ums Thema Behinderung zu gründen. Zur Unterstützung der Elterngruppen wurden bereits zwei Workshops zu den Themen Fundraising, Anträge schreiben und Projektmanagement durchgeführt. Dabei haben beide Gruppen konkrete Projekte entwickelt und erste erfolgreiche Anträge an verschiedene Stiftungen und Organisationen gestellt. Auch die Handwerks-Workshops gemeinsam mit den Kindern waren sehr erfolgreich. Eltern und Kinder haben mit grossem Einsatz verschiedene Dekorationsgegenstände hergestellt und anschliessend verkauft. Die Elterngruppen haben erste erfolgreiche Projektanträge verfasst. Diese Erfolge stärkten ihr Selbstbewusstsein und ihren Aktivismus. Sie vertreten ihre Interessen auf politischer Ebene und stehen im Austausch mit den lokalen Regierungen.
Häusliche Grundpflege: Hausbesuche
Während den Touren werden Hausbesuche bei schwer behinderten Menschen und ihren Familien gemacht. Die meisten behinderten und kranken Menschen sind nicht mobil und leben zuhause. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.
Abschlussfeste
Am Ende jeder Projektwoche findet ein öffentlicher Anlass oder ein kleines Fest statt. Diese Anlässe dienen dazu, das Gemeinschaftsgefühl der teilnehmenden Familien zu stärken, etwas Freude und Ausgelassenheit in den Alltag zu bringen und in den Dörfern mehr Aufmerksamkeit für das Thema Behinderung zu generieren und so Inklusion zu fördern. An diesen Anlässen gibt es meist eine Aufführung oder Ausstellung aus dem Kunstworkshop. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie hat MTE ausserdem jeweils im Juni in Tsnori ein grösseres Stadtfest organisiert in Zusammenarbeit mit dem lokalen Knowledge Café. An diesen Festen im Stadtpark nahmen jeweils mehrere hundert Menschen teil, es gab zahlreiche Auftritte und Attraktionen – und es waren sehr viele Menschen mit Behinderungen und ihre Familien mit dabei. In Gurjaani nimmt die Elterngruppe jeweils am jährlichen grossen Weinfest im Oktober teil. An diesen Anlässen können die Elterngruppen sich und ihre Anliegen einer grösseren Öffentlichkeit präsentieren und auch ihre hergestellten Produkte verkaufen.
- Durchführung der Touren im März, Juni und Oktober 2022/2023, sofern die aktuelle Corona-Lage es erlaubt
- Konzentration auf Bedürfnisse und neue Erfahrungen für die Kinder und Jugendlichen
- Spezielles Programm für Jugendliche und junge Erwachsene